Zwei geöffnete Köpfe einer blau, einer grau, vis-à-vis. In den geöffneten blauen Kopf ein grauer Pfeil. In den geöffneten grauen Kopf ein blauer Pfeil.Zwei geöffnete Köpfe einer blau, einer grau, vis-à-vis. In den geöffneten blauen Kopf ein grauer Pfeil. In den geöffneten grauen Kopf ein blauer Pfeil.

Bass­regler für Tele, Strat und Les Paul – beschrieben von Jon Black­stone und hier diskutiert:  Nach der TheorieTele­caster – ein Draht wird umgesteckt; Strato­caster – ein zwei­facher Bass­regler und Les Paul – der Bass­regler wird um­ge­schaltet.  Am Ende noch ein Einhand-Radioknopf

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Bass-Ton-Regler für Gitarren

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Theorie, Theorie, Theorie

Vor längerer Zeit fand der Autor auf der Seite von Jon Black­stone einen Artikel Teach Your Neck Pickup to Twang – über die mög­liche Verwendung eines Bassreglers für den Hals­tonabnehmer einer Gitarre (Tele­caster, Strato­caster, Les Paul), um einen für die fünfziger Jahre typischen Klang zu erzielen. 

Im Folgenden sollen diese Vorschläge diskutiert werden.  Dazu werden die Schaltungen als Schalt­pläne (nicht als Ver­kabe­lungs­pläne) wieder neu gezeichnet, Gegenvorschläge erläutert und – für ein vereinfachte Bass­regel­schaltung – die Knick­frequenzen bzw. die sogenannten −3dB-Frequenzen und das maximale Maß der Dämpfung berechnet. 

Die stark vereinfachte Bassregler-Schaltung wird in der folgenden Abbildung 6.1 gezeigt – links zu Berechnung abstrahiert und rechts in der von Jon Black­stone vorgeschlagenen Anwendung: 

SchaltplanSchaltplan

Abb. 6.1:  Schaltungs­prinzip für einen Bass­regler in einer Gitarre – links: allgemeines Prinzip zur Ableitung der Frequenzen; rechts: Schaltung mit mehreren bereits vorhandenen Wider­ständen. 

Die Schaltungen lassen sich also auf die in Abbildung 6.1 links gezeigte Grund­schaltung und deren Frequenz­gang auf die folgende Gleichung 6.1 hin abstrahieren: 

\( \begin{eqnarray} \frac{u_{\textrm{aus}}}{u_{\textrm{Ein}}} & = & \frac{R_{2} } {R_{2} + (R_{1}\,||\,X_{C1}) } \\~\\ & = & \frac{R_{2} } {R_{2} + \cfrac {R_{1} \cdot{} X_{C1}} {R_{1} + X_{C1}} } \\~\\ & = & \frac{R_{2} } {R_{2} + \cfrac {R_{1} \cdot{} \cfrac{1}{ȷωC_{1}}} {R_{1} + \cfrac{1}{ȷωC_{1}}} } \\~\\ & = & \frac{R_{2} } {R_{2} + \cfrac {R_{1}} {R_{1} \cdot{} ȷωC_{1} + 1} } \\~\\ & = & \frac{R_{2} \cdot{}\! \left( R_{1} \cdot{} ȷωC_{1} + 1 \right) } {R_{2} \cdot{}\! \left( R_{1} \cdot{} ȷωC_{1} + 1 \right) + R_{1} } \\~\\ & = & \frac{R_2} {R_1 + R_2} \cdot{}\! \frac{ R_{1} \cdot{} ȷωC_{1} + 1 } {\cfrac{R_{1}\cdot{R_{2}}} { R_{1} + R_{2} } \cdot{} ȷωC_{1} + 1 } \\~\\ \frac{u_{\textrm{aus}}}{u_{\textrm{Ein}}} & = & \frac{R_2} {R_1 + R_2} \cdot{}\! \frac{ ȷωC_{1}R_{1} + 1 } { ȷωC_{1} \left( R_{1}\,||\,R_{2} \right) + 1 } \tag{6.1}\end{eqnarray} \)

Aus dieser Gleichung ergeben sich zwei −3dB-Frequenzen –  f1 und  f2

\( \begin{eqnarray} f_1 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{1}\cdot{}R_{1} } \\~\\ f_2 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{1}\cdot{}\! \left( R_{1}\,||\,R_{2} \right) } \tag{6.2}\end{eqnarray} \)

und eine maximale Dämpfung Dmax

\( \begin{eqnarray} D_{max} [\textrm{dB}] & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{f_2} {f_1} \right) \\~\\ & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{R_1} {R_1\,||\,R_2} \right) \\~\\ & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{R_1\cdot{}(R_1 + R_2)} {R_1\cdot{}R_2} \right) \\~\\ & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{R_1} {R_2} + 1 \right) \tag{6.3}\end{eqnarray} \)

Es gibt also eine Maximal­dämpfung insbesondere für die tiefen Frequenzen, die vom Verhältnis der beiden Wider­stände R1 zu R2 bzw. vom Verhältnis der beiden −3dB-Frequenzen  f1 zu  f2 abhängt. Mit der Veränderung des Konden­sators C1 werden beide Frequenzen nach unten oder oben verschoben, ohne dass sich die Dämpfung und die Dämpfungs­kurve ändern. 

Mit der in Abbildung 6.1 rechts gezeigten Schaltung werden die Verhältnisse insofern komplizierter, als das sich unterer und oberer Widerstand mit der Stellung des Bass­reglers verändern.  Für eine einfachere Betrachtung wird zuerst einmal von der maximalen Bassdämpfung (Schleifer des Bass­reglers an der Verbindung zwischen Rbass und Rfuß) ausgegangen. 

In diesem Fall bilden die Widerstände Rfuss (bei einer Strato­caster vielleicht 150 kΩ), RTon (220 kΩ; CTon spielt bei voll aufgedrehtem Ton­regler keine Rolle, die −3dB-Frequenz von RTon und CTon liegt bei etwa 15 Hz), der Volumen­regler RVol (220 kΩ;) und der Eingangs­widerstand der folgenden Stufe (1 MΩ) den unteren Widerstand R2 mit etwa 60 kΩ. 

Es sollte auch klar sein, dass die Stellung des Ton­reglers (wenn der Ton­regler hinter dem Bass­regler liegt) die maximale Bass­absenkung über die beschriebene Parallel­schaltung mit beein­flusst – je weiter der Ton­regler „hinter“ dem Bass­regler zurück­gedreht wird, desto stärker ist auch die maximale Bass­ab­senkung. 

Soweit die Theorie vorweg, nun zu den Vorschlägen für die einzelnen Gitarren: 

Telecaster – Bass- statt Höhen­regler

Zunächst die von Jon Black­stone vorgeschlagene Schaltung für die Telecaster – hier aus Gründen des Urheberrechts wie der besseren Übersicht zuliebe ein eigens erstellter Schalt­plan und kein Verdrahtungs­plan: 

SchaltplanSchaltplan

Abb. 6.2:  Schaltungsvorschlag von Jon Black­stone für eine regelbare Bass­sperre in einer Tele­caster (Schalter auf Stellung Hals­tonabnehmer). 

Man sieht, dass die Tonabnehmer in der Mittel­stellung des Schalters immer noch mit der Bass­regler-Schaltung belastet werden, was mög­licherweise die Höhen­wiedergabe ungünstig beeinflussen kann. 

Sinn­voller kann es sein, das Kabel vom oberen Ende des Bass­reglers nicht direkt mit dem Hals-Tonabnehmer zu verbinden, sondern, wie in der folgenden Abbildung 6.3 gezeigt, mit dem Schalter: 

SchaltplanSchaltplan

Abb. 6.3:  Schaltungs­vorschlag von Jon Black­stone für eine regelbare Bass­sperre in einer Tele­caster mit Änderungs­vorschlag durch den Autor – anstelle der gestrichelt die rot gezeichnete Verbindung (Schalter auf Stellung Hals­tonabnehmer). 

Die beiden −3dB-Frequenzen für den Frequenzgang der Bass­ab­senkung in einer Schaltung entsprechend Abbildung 6.3 ergeben sich zu: 

\( \begin{eqnarray} f_1 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{Bass}\cdot{}R_{Bass} } \\~\\ & = & \frac{1} {2π\cdot{} 0{,}0047\,\textrm{μF}\cdot{} 0{,}25\,\textrm{MΩ} } \\~\\ & = & \frac{1} {2π\cdot{} 0{,}0047\cdot{}0{,}25 } \cdot{}\! \frac{1} {10^{-6}\cdot{} 10^{-6}} \cdot{}\! \frac{\mathrm{V}\cdot{} \mathrm{A} } {\mathrm{As}\cdot{} \mathrm{V} } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0047\cdot{}0{,}25 } \\~\\ f_1 & \approx{} & 135\,\textrm{Hz} \tag{6.4}\end{eqnarray} \)

Für   f2 wird die Umstellerei von Microfarad und Megaohm zu Hertz übersprungen: 

\( \begin{eqnarray} f_2 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{Bass}\cdot{}\! \left( R_{Bass}\,||\,R_{Fuß}\,||\,R_{Vol} \right) } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0047\cdot{}\! \left( 0{,}25\,||\,0{,}22\,||\,0{,}25 \right)} \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0047\cdot{}0{,}08 } \\~\\ f_2 & \approx{} & 420\,\textrm{Hz} \tag{6.5}\end{eqnarray} \)

Für die maximale Bass­absenkung lässt sich ableiten: 

\( \begin{eqnarray} D_{max} [\textrm{dB}] & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{f_2} {f_1} \right) \\~\\ & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{420\,\textrm{Hz}} {135\,\textrm{Hz}} \right) \\~\\ D_{max} & \approx & 10\,\textrm{dB} \tag{6.6}\end{eqnarray} \)

Strato­caster – zwei Klang­regler

Auch für die Strato­caster gibt es auf der Seite von Jon Black­stone einen Schaltungsvorschlag – einer der beiden Ton­regler wird zum Bass­regler für den einzelnen Hals­tonabnehmer, der andere zum allgemeinen Ton­regler (Höhen­blende): 

SchaltplanSchaltplan

Abb. 6.4:  Schaltungs­vorschlag von Jon Black­stone für eine regelbare Bass­sperre in einer Strato­caster (Schalter auf Stellung Hals- und Mittel­tonabnehmer). 

Der Frequenz­gang der Schaltung verändert sich ein wenig dadurch, dass hinter dem Bass­regler noch ein Ton­regler liegt.  Zunächst wird also gerechnet.  Die tiefste untere −3dB-Frequenz ist hier gleich geblieben: 

\( \begin{eqnarray} f_1 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{Bass}\cdot{}R_{Bass} } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0047\cdot{}0{,}25 } \\~\\ f_1 & \approx{} & 135\,\textrm{Hz} \tag{6.7}\end{eqnarray} \)

Durch den hinter dem Bass­regler zugeschalteten Ton­regler verringert sich der untere Widerstand, der Gesamt­widerstand der Parallelschaltung und es erhöht sich die obere −3dB-Frequenz: 

\( \begin{eqnarray} f_2 & = & \frac{1} { 2π\cdot{} C_{Bass}\cdot{}\! \left( R_{Bass}\,||\,R_{Fuss}\,||\,R_{Ton}\,||\,R_{Vol}\,||\,R_{Ein} \right) } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0047\cdot{}\! \left( 0{,}25\,||\,0{,}22\,||\,0{,}25\,||\,0{,}25 \,||\,1 \right)} \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0047\cdot{}0{,}059 } \\~\\ f_2 & \approx{} & 570\,\textrm{Hz} \tag{6.8}\end{eqnarray} \)

Mit der Erhöhung von f2 erhöht sich auch die maximale Bass­absenkung: 

\( \begin{eqnarray} D_{max} [\textrm{dB}] & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{f_2} {f_1} \right) \\~\\ & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{570\,\textrm{Hz}} {135\,\textrm{Hz}} \right) \\~\\ D_{max} & \approx & 13\,\textrm{dB} \tag{6.9}\end{eqnarray} \)

Allerdings finden sich hier zwei kleine Nachteile: 

  • Zum einen belastet der Bass­regler auch in der Zwischen­position Hals- und Mittel­tonabnehmer die Tonabnehmer bzw. deren Höhen­wiedergabe. 

  • Zum anderen könnte der Ton­regler den Bass­regler be­ein­flussen, da er hinter dem Bass­regler liegt. 

Aus diesem Grunde wird eine Schaltung vorgeschlagen, mit der unter Ver­wendung eines eher speziellen „MN“-Potentio­meters von Bourns (genauer gesagt, eines “Bourns® Model PDB182-GTRB Blend-Balance Guitar Potentiometers” – Dokumentation siehe diese PDF, Bezug z. B. über musikding.de) vorgeschlagen. 

Beschreibung des MN-Potentio­meters:

Dieses Tandem-Potentio­meter dient eigentlich dazu, die Signale zweier Tonabnehmer zu mischen – d. h. eine Drehung von der Mitte nach links regelt den ersten Tonabnehmer herunter (und verändert den zweiten überhaupt nicht), Drehung von der Mitte nach rechts verändert den ersten Tonabnehmer überhaupt nicht (und regelt den zweiten herunter). 

Die folgende Abbildung 6.5 – ein Faksimile aus den Herstellerinformationen – zeigt das Verhalten des MN-Potentio­meters noch einmal in einem Diagramm. 

FaksimileFaksimile

Abb. 6.5:  Regelcharakteristik eines MN-Potentio­meters – Faksimile aus den Herstellerinformationen. 

Das heißt, eines der beiden einzelnen Potentio­meter des Tandem­potentiometers funktioniert nur „links von der Mitte“, das andere nur „rechts davon“. 

Mit diesem Potentio­meter ist ein „doppelter“ Bass­regler mög­lich – entweder – von der Mitte nach links gedreht – ein Bass­regler nur für den Hals-Tonabnehmer allein oder – von der Mitte nach links gedreht – ein Bass­regler für alle Tonabnehmer­kombinationen.  Der Bass­regler für den Halstonabnehmer wird in allen anderen Tonabnehmer­kombinationen vom 5-Positions-Schalter kurzgeschlossen.

Der Höhen­regler für alle Tonabnehmer liegt dabei vor dem Bass­regler, kann diesen also schwerer beeinflussen; 

SchaltplanSchaltplan

Abb. 6.6:  Schaltungs­vorschlag mit einer regelbaren Bass­sperre für den Hals­tonabnehmer oder alle Tonabnehmer in einer Strato­caster mittels eines MN-Potentio­meters (Schalter auf Stellung Hals- und Mittel­tonabnehmer). 

Zur Simulation des Frequenz­ganges der vorgeschlagenen Schal­tung siehe die folgende Abbildung 6.7 – mit dem Eingangs­widerstand von 1 MΩ ist der des nachfolgenden Verstärkers gemeint, mit dem Bass­regler 480 kΩ das MN-Potentio­meter (wie gemessen): 

EXCEL-DiagrammEXCEL-Diagramm

Abb. 6.7:  Frequenz­gänge für ein doppeltes Bass­filter in einer Strato­caster-Gitarre – Schaltung ent­sprechend Abbildung 6.6

Dazu noch die passende Herleitung.  Der Kondensator wird von 4,7 nF auf 2,7 nF verkleinert, um mit dem größeren Bassregler auf eine ähnliche untere −3dB-Frequenz zu kommen: 

\( \begin{eqnarray} f_1 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{Bass}\cdot{}R_{Bass} } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0027\cdot{}0{,}48 } \\~\\ f_1 & \approx{} & 120\,\textrm{Hz} \tag{6.10}\end{eqnarray} \)

f2 ist trotzdem ein wenig kleiner: 

\( \begin{eqnarray} f_2 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{Bass}\cdot{}% \left(% R_{Bass}\,||\,R_{Vol}\,||\,R_{Ein} \right) } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0027\cdot{}\! \left( 0{,}48\,||\,0{,}25 \,||\,1 \right)} \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0027\cdot{}0{,}14 } \\~\\ f_2 & \approx{} & 420\,\textrm{Hz} \tag{6.11}\end{eqnarray} \)

wodurch auch die Dämpfung im Bass geringer ist: 

\( \begin{eqnarray} D_{max} [\textrm{dB}] & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{f_2} {f_1} \right) \\~\\ & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{420\,\textrm{Hz}} {120\,\textrm{Hz}} \right) \\~\\ D_{max} & \approx & 11\,\textrm{dB} \tag{6.12}\end{eqnarray} \)

Die mög­liche maximale Bassdämpfung ergibt sich zu etwa 11 dB.  Letztendlich führt hier der fehlende zusätzliche Fuß­widerstand zu einem kleineren Wert von  f2 und zu einer geringeren maximalen Bassdämpfung. 

Zwei Nachteile des Schaltungs­vorschlags sollen nicht ver­schwiegen werden – es gibt keinen zusätzlichen Fuß­widerstand des Bass­spannungs­teilers und der Vor­widerstand ist relativ klein.  Ersteres macht die Schaltung relativ empfindlich für die Aus­wirkung eines kleineren Eingangs­widerstands im ersten nach­folgenden Effekt­gerät oder Verstärker, während letzteres die mög­liche maximale Absenkung begrenzt. 

Das erste Problem kann man mit einem festen ersten nach­folgenden Gerät mit einem hohen Eingangs­widerstand umgehen – ein Eingangs­puffer auf dem Pedal­board, Stimm­gerät etc. könnten helfen.  Das zweite Problem (der zu geringe maximale Vorwiderstand) ließe sich mit einem MN-Potentio­meter 1 MΩ lösen – dieses würde einen größeren Regelumfang bieten; der Autor hat ein solches beim Anbieter musikding.de nicht gefunden.  Ein größerer Wert für das MN-Potentio­meter verlangt aber mög­licher­weise einen kleineren Wert für den Kondensator. 

Ein Kompromiss könnte darin bestehen, den Ton­regler zwischen die beiden einzelnen Potentio­meter des MN-Potentio­meters zu legen – für den Halstonabnehmer liegt der Bass­regler vor dem Ton­regler (größere Bass­absenkung, Ton­regler beeinflusst Bass­regler), für alle Tonabnehmer dahinter (geringere Bass­absenkung, Ton­regler beeinflusst Bass­regler nicht): 

SchaltplanSchaltplan

Abb. 6.8:  Modifikation des Schaltungs­vorschlags in Abbildung 6.6 einer regelbaren Bass­sperre – der Bass­regler liegt für den Hals­tonabnehmer vor dem Ton­regler (etwas größerer Regelumfang, aber mög­liche Wechselwirkungen der beiden Regler). 

Mit diesem Schaltungstrick kann die obere −3dB-Frequenz für den Halstonabnehmer und damit die maximale Bassdämpfung erhöht werden: 

\( \begin{eqnarray} f_2 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{Bass}\cdot{}\! \left( R_{Bass}\,||\,R_{Treble}\,||\,R_{Vol}\,||\,R_{Ein} \right) } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0027\cdot{}\! \left( 0{,}48\,||\,0{,}48\,||\,0{,}25 \,||\,1 \right)} \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}0027\cdot{}0{,}11 } \\~\\ f_2 & \approx{} & 540\,\textrm{Hz} \tag{6.13}\end{eqnarray} \)

Für die maximale Dämpfung im Bass ergibt sich jetzt: 

\( \begin{eqnarray} D_{max} [\textrm{dB}] & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{f_2} {f_1} \right) \\~\\ & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{540\,\textrm{Hz}} {120\,\textrm{Hz}} \right) \\~\\ D_{max} & \approx & 13\,\textrm{dB} \tag{6.14}\end{eqnarray} \)

Unabhängig davon könnte auch noch der Kondensator über dem Bassregler „aufgeteilt“ werden – einmal zwischen den Punkten A und B für den Bassregler des Hals­tonabnehmers bzw. einmal zwischen den Punkten B und C für den Bassregler aller Ton­abnehmer, was die Mög­lich­keit eröffnet, beide Kondensatoren jeweils in der Größe klanglich anzupassen. 

Les Paul – umschalt­barer Klang­regler

Der Bass­regler für den Hals-Tonabnehmer der Les Paul ist prak­tisch, es mag aber Anwendungen geben, für die man sogar dort eine Höhenblende braucht (extrem gediegener Jazz?, King-Crimson-Solos?).  Deswegen sollte auch dieser Regler umschaltbar sein. 

Zunächst erst einmal in der folgenden Abbildung 6.9 der Schaltungs­vorschlag von Jon Black­stone – wieder in einem Schalt- statt Verdrahtungs­plan: 

SchaltplanSchaltplan

Abb. 6.9:  Schaltungs­vorschlag von Jon Black­stone für eine regelbare Bass­sperre in einer Les Paul

Anschließend in Abbildung 6.10 der Schalt­plan mit dem umschalt­baren Regler – hier genügt ein übliches Push-Pull-Potentio­meter mit einem zweipoligen Umschalter: 

SchaltplanSchaltplan

Abb. 6.10:  Schaltungs­vorschlag für einen um­schalt­baren Bass-/Höhen­regler für den Hals­tonabnehmer einer Les Paul (Schalter auf Stellung Bass­regler). 

Nachteil dieser Schaltung ist allerdings, dass das Potentio­meter wahrscheinlich eine logarithmische Charakteristik hat, was für den Bass­regler ein wenig ungünstig ist. 

Aber irgendetwas ist ja immer …

Nun kurz zum mathematischen Hintergrund; begonnen wird mit der Formel für  f1

\( \begin{eqnarray} f_1 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{Bass}\cdot{}R_{Bass} } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}003\cdot{}0{,}48 } \\~\\ f_1 & \approx{} & 110\,\textrm{Hz} \tag{6.15}\end{eqnarray} \)

f1 ist hier im Vergleich zu den Tele­caster- und Strato­caster­schaltungen ein wenig kleiner, weil die Wider­stands­ver­dopp­lung des Volumen­potentio­meters durch die Verkleinerung des parallelgeschalteten Kondensators von 4,7 nF auf 3 nF nicht vollständig aus­geglichen wird.  Ähnliches gilt für  f2

\( \begin{eqnarray} f_2 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{Bass}\cdot{}\! \left( R_{Bass}\,||\,R_{Fuss}\,||\,R_{Vol}\,||\,R_{Ein} \right) } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}003\cdot{}\! \left( 0{,}48\,||\,0{,}22\,||\,0{,}48\,||\,1 \right)} \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}003\cdot{}0{,}10 } \\~\\ f_2 & \approx{} & 510\,\textrm{Hz} \tag{6.16}\end{eqnarray} \)

Insgesamt ist die maximale Bass­dämpfung vergleichbar groß: 

\( \begin{eqnarray} D_{max} [\textrm{dB}] & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{f_2} {f_1} \right) \\~\\ & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{510\,\textrm{Hz}} {110\,\textrm{Hz}} \right) \\~\\ D_{max} & \approx & 13\,\textrm{dB} \tag{6.17}\end{eqnarray} \)

Wenigstens diese Schaltungsidee wurde auch praktisch umgesetzt – in der „Epiphone-Paula“ des Autors (siehe hier)

P. S: Les Paul – doppelter Klang­regler

Die besten Ideen kommen häufig erst zu spät – zum Beispiel erschien die Idee eines linearen Zweiwege-Tonreglers für den Hals­tonabnehmer einer Les Paul mittels eines MN-Potentio­meters (siehe die folgende Abbildung 6.11) erst, nachdem der Autor seine Epiphone mit einem Push-Pull-Potentio­meter für einen kombinierten Klangregler neu verkabelt hatte. 

Nicht destotrotz hier die neuere Idee: 

SchaltplanSchaltplan

Abb. 6.11:  Schaltungsvorschlag für einen Bass- Höhen­regler in einer Les Paul – von dumpf (links) über neutral (Mitte) bis zur Bass­absenkung (rechts). 

Der Klang­regler bewegt sich (wie bei ganz alten Radios) von dumpf nach dünn, wobei die Einstellung in der Mitte einem voll aufgedrehten klassischem Tonregler entspricht. 

Auch hier nun zum mathe­matischen Teil der Betrachtung – vor der Ableitung der maximalen Bassdämpfung zunächst die beiden Frequenzen  f1 und  f2.  Für  f1 ändert sich – bei gleichem Potentiometer­wert und gleichem Kondensator – erst einmal nichts: 

\( \begin{eqnarray} f_1 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{Bass}\cdot{}R_{Bass} } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}003\cdot{}0{,}48 } \\~\\ f_1 & \approx{} & 110\,\textrm{Hz} \tag{6.18}\end{eqnarray} \)

f2 ist ein wenig kleiner,

\( \begin{eqnarray} f_2 & = & \frac{1} { 2π\cdot{}C_{Bass}\cdot{}\! \left( R_{Bass}\,||\,R_{Treble}\,||\,R_{Vol}\,||\,R_{Ein} \right) } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}003\cdot{}\! \left( 0{,}48\,||\,0{,}48\,||\,0{,}5 \,||\,1 \right)} \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{Hz}} {2π\cdot{} 0{,}003\cdot{}0{,}14 } \\~\\ f_2 & \approx{} & 380\,\textrm{Hz} \tag{6.19}\end{eqnarray} \)

wodurch auch die Dämpfung im Bass geringer ist: 

\( \begin{eqnarray} D_{max} [\textrm{dB}] & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{f_2} {f_1} \right) \\~\\ & = & 20\cdot{}\! \log \left( \frac{380\,\textrm{Hz}} {110\,\textrm{Hz}} \right) \\~\\ D_{max} & \approx & 11\,\textrm{dB} \tag{6.20}\end{eqnarray} \)

Die mög­liche maximale Bassdämpfung ergibt sich zu etwa 11 dB.  Letztendlich führt hier der fehlende zusätzliche Fuß­widerstand zu einem kleineren Wert von  f2 und zu einer geringeren maximalen Bassdämpfung. 

Fazit

Die von Jon Black­stone vorgeschlagenen Schaltungen arbeiten mit einem in vor­geschalteten und mit einem kleinen Kondensator überbrückten Potentio­meter sowie einem dahinterliegenden Fuß­widerstand gegen Masse.  Mit diesem Arrangement sind ausreichend große Bassabsenkungen mög­lich, die durch den Fuß­widerstand auch etwas sicherer sind gegen den Einfluss eines kleineren Eingangs­widerstandes eines nachfolgenden Gerätes. 

Es ist also nicht ganz so wahr­schein­lich, dass einem an­ge­schlossenen Boden­effekt­gerät hier ein „mittiger Sound“ an­ge­dich­tet wird, weil sich durch einen Eingangs­widerstand deut­lich kleiner 1 MΩ die obere −3dB-Frequenz des Bassreglers deutlich nach oben verschiebt. 

Die vom Autor vorgeschlagenen Schaltungen hingegen, wenn es sich nicht nur um einen Korrekturvorschlag handelt (zur Tele­caster, siehe hier), sollen ledig­lich ein wenig flexibler eingesetzt werden können; z. B. ein Bass-Höhen-Regler für die Les Paul als Push-Pull-Potentio­meter (siehe hier) oder als Potentio­meter mit Nullstellung (siehe hier) oder ein Bass­regler für die Strato­caster – entweder für den Hals­tonabnehmer oder für alle Ton­abnehmer (siehe hier).